Dämmung, Fenster, Türen: Was trägt die Gebäudehülle zum Gelingen der Energiewende bei

Shownotes

Im Moment gibt es einen enormen Fokus der öffentlichen Debatte auf Erneuerbare Energien und das Thema "Raus aus Gas und Öl". Im Podcast diskutieren Daniel Mund, Chefredakteur Glaswelt und Claudia Siegele, Fachredakteurin Gebäudehülle beim Gebäude Energieberater darüber, was Fenster und Fassade dazu beitragen können, die Klimawende zu schaffen, aber auch die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu reduzieren. Sie erläutern, welche Innovationen die Hersteller dazu in der Pipeline haben und welche Hindernisse wie Lieferengpässe und Fachkräftemangel es zu bewältigen gilt.

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00:00:00: Intro

00:00:17: Gebäudewende – Ein Podcast des Gebäude-Energieberater im Gentner Verlag. Hintergrund und Meinung rund um die Wärmewende im Gebäudebereich. Wir sprechen mit Fachleuten über Quartiers- und Gebäudekonzepte, die Neubauten und Gebäudebestand tauglich machen für den Klimawandel und es geht um Ideen, Lösungen, Produkte und Forschungsansätze für klimafreundliches Wohnen. Unser Thema heute: Gebäudehülle im Spagat zwischen Effizienz und Ästhetik. Dass für die Wärmewende der Umstieg auf Erneuerbare Energien bei Heizungen schnell erfolgen muss, ist Konsens. Doch was ist mit der Gebäudehülle? Was können Fassadenlösungen, Fenster und Dächer zur Wärmewende beitragen? Wo gab es auf den ersten Messen nach der Pandemie Lösungen und Impulse? Darüber unterhält sich Pia Grund-Ludwig, Chefredakteurin des Gebäude Energieberater, mit ihren Kollegen aus dem Gentner Verlag, Daniel Mund von der Glaswelt und Claudia Siegele vom Gebäude-Energieberater.

00:01:15: Grund-Ludwig: Hallo, herzlich willkommen zum Podcast Gebäudewende. Mein Name ist Pia Grund-Ludwig. Ich begrüße heute meinen Kollegen Daniel Mund von der Glaswelt, hallo Daniel.

00:01:24: Mund: Hallo Pia, ich grüße dich.

00:01:25: Grund-Ludwig: Und meine Kollegin Claudia Siegele aus der Redaktion des Gebäude Energieberater. Unsere beiden Titel stehen für die Gebäudehülle. Deswegen würde ich auch gerne mit einer Frage an Daniel einsteigen. Im Moment gibt es ja einen enormen Fokus in der öffentlichen Diskussion auf dem Thema Erneuerbare Energien und raus aus Gas und Öl. Wie sieht es denn bei der Gebäudehülle aus? Kommen die dabei zu kurz? Gerät sie unter die Räder?

00:01:52: Mund: Nein, das sehe ich eigentlich überhaupt nicht. Denn gerade jetzt, gerade im Moment wird endlich mal betrachtet, dass so viel Potenzial in der effizienten Gebäudehülle liegt und dass man eben auch bei den erneuerbaren Energien, also es war vorher der Fokus auf diesen, auf die erneuerbaren Energien und jetzt weiß man, dass man durch eine effiziente Gebäudehülle, neue Fenster und Türen etc., dass man da eine Menge einsparen kann. Also ich finde, da gewinnt die Debatte gerade. Und man merkt ja sogar alle Politiker oder viele Politiker haben sogar, die reichen sogar Energie-Spartipps durch. Da wird empfohlen, gewisse Räume kühler zu gestalten. Das kann man natürlich durchaus kritisch sehen.

00:02:34: Grund-Ludwig: Warum das?

00:02:35: Mund: Wenn man also kühle Räume einerseits gestaltet und dann diese kühlen Räume auch entsprechend besser lüftet oder anders lüftet als vorher. Dann kann es passieren, dass man tatsächlich zu viel Tauwasser an der Gebäudehülle erhält. Und das kann natürlich zu Schimmel führen. Schimmelpilz.

00:02:50: Siegele: Also ich habe da ein bisschen einen anderen Eindruck in der Frage, was in der öffentlichen Diskussion gerade so im Fokus liegt. Wenn wir jetzt hören, dass wir vielleicht beim Duschen ein bisschen weniger Wasser verbrauchen, Warmwasser verbrauchen sollen und kürzer duschen oder eben, wie das eben angesprochen war, dass wir die Temperatur senken, da sehe ich erstmal eine Verbrauchsreduktion im Fokus, wie wir eigentlich dann mit weniger Gas auskommen, damit die Speicher länger halten. Aber, dass hier in der öffentlichen Debatte das Thema der Gebäudehülle fokussiert wird, sehe ich eigentlich nicht und das finde ich sehr bedenklich. Zumal auch im letzten Jahr im November die Bauminister-Konferenz beschlossen hat, das Thema Dämmung oder überhaupt die Notwendigkeit einer Gebäudedämmung müsste ein bisschen zurückstehen hinter allen anderen Möglichkeiten für die Maßnahmen des Klimaschutzes. Es ist eigentlich ganz einfach so wie man sagt, man soll einfach weniger duschen. Kann ich auch einfach sagen. Zieht einen besseren Mantel an, nicht im Haus, sondern um das Gebäude herum. Dämmt eure Gebäude vernünftig, guckt nach euren Heizungsanlagen in der Effizienz. Das geht dann in Richtung Technik. Aber die Gebäudehülle mit Fenstern finde ich und unter Dämmung finde ich ganz eklatant das zu diskutieren. Und das wird im Moment nicht gemacht.

00:03:59: Mund: Ja, ich stimme dir teilweise zu, Claudia, aber ich sehe es auch ein bisschen kritisch, weil wir gar nicht die Kapazität haben, entsprechend so intensiv die Maßnahmen zu betreiben, Effizienz-Maßnahmen zu betreiben. Und jetzt höre ich sogar, dass in Berlin verpflichtende Effizienz-Maßnahmen in Bestandsimmobilien angedacht sind, also tatsächlich praktisch der Fenstertausch, der verpflichtende Fenstertausch kommen soll.

00:04:27: Siegele: Ich halte davon auf jeden Fall mal so viel, dass ich sage besser als nichts. Wenn man, wenn man sagt, man muss oder man, man fordert politisch eben das Nachrüsten der Gebäudehülle. Es ist natürlich die Frage der Sozialverträglichkeit, die muss man natürlich beachten. Andererseits sind solche Hauruck-Maßnahmen in meinen Augen, wo man nicht ganzheitlich agiert und die Gebäudehülle als Ganzes betrachtet, auch in Kombination mit der Technik, finde ich auch ein Stück weit kontraproduktiv. Kennst du auch, die Problematik des Schimmelbefalls am Leibungsbereich, wenn ich neue Fenster einbaue und die Temperaturen senken sich dann eben im Randbereich des Fensters dann wiederum ab, weil das Fenster selber inzwischen besser ist als die Wand. Insofern, das ist alles irgendwo in der Politik. Es wurde jetzt viele Jahre wurde eigentlich die EnEV und auch dann jetzt des GEG wurde nicht nachjustiert in den Anforderungen der Gebäudehülle. Und jetzt ist es auch in der Novelle im Moment nicht im Gespräch.

00:05:18: Grund-Ludwig: Daniel hat das Thema Fachkräftemangel angesprochen. Wir haben im Moment auch in einigen Bereichen am Bau ganz extreme Lieferengpässe. Wie sieht es denn in den Segmenten bei euch aus? Bei Dämmung und bei Fenstern?

00:05:30: Mund: Das ist momentan im Bereich Bauelemente, Fenster, Türen, Fassaden ist dass eigentlich das neben Fachkräftemangel das bestimmende Thema, also das wir, das zieht sich durch die ganze Wertschöpfungskette, von den Rohmaterialien angefangen bis tatsächlich zu anderen Zulieferteilen. Das erleben wir ja schon etwas länger, das sind jetzt zwei Jahre, dass man das tatsächlich, dass die Branche damit zurechtkommen muss. Ich habe das Gefühl, die Versorgungslage ist wieder etwas besser geworden. Aber mehr denn je gilt jetzt der Grundsatz, wenn du viel bezahlst, bekommst du auch viel. Und das heizt natürlich die Inflation beim Bauen enorm an und birgt Gefahren eben für die Hersteller und Händler. Wenn die nämlich nicht rechtzeitig die gestiegenen Kosten weiterreichen, dann droht diesen Akteuren tatsächlich ein Margenproblem. Das ist dann wirklich die Frage, können die da noch zu entsprechenden, verdienen die noch genug?

00:06:25: Siegele: Andererseits droht natürlich auch den Endkunden, sprich den Bauherren, auch ein Investitionsproblem, wenn meine Finanzierung vor einem guten Jahr angelegt war. Oder ich bin gerade dabei und muss jetzt unter Umständen auch noch mit zusätzlichen Zinsen rechnen. Sprengt das eigentlich die gesamten Investitionsplanungen und gesamte Bauvorhaben? Es gibt auch schon erste Meldungen, dass spürbar das Bauvorhaben zurückgezogen, abgebrochen werden, zurückgestellt werden. Ich sehe da ein weitaus größeres Problem auf die gesamte Branche zuzukommen als einzelne Insolvenzen, weil man nicht richtig kalkuliert oder die Kosten nicht rechtzeitig weitergibt, sondern dass aufgrund von eingestellten Bauvorhaben auch vielleicht geplanter Bauvorhaben, die dann vielleicht gar nicht kommen und somit gar nicht in die ins Rennen gehen, dass wir da eine Rezession hineinschlittern im Bauen.

00:07:06: Mund: Ja man, ich kann das bestätigen, dass tatsächlich da auch schon eine Umschichtung stattfindet. Denn tatsächlich ist es so, dass viele Fenster-Firmen signalisieren, dass der Neubau deutlich zurückgeht. Schon jetzt. Aber wir wissen auch, ich hab’s ja auch eben schon genannt, die Kapazitäten sind begrenzt und unsere Fensterbauer sind stiften dann natürlich auch gerne in die Sanierung um.

00:07:26: Siegele: Ja, ich finde, Sanierung ist eh das Thema. Also dieses Vorhaben, 400.000 neue Wohnungen jedes Jahr zu bauen oder eben dann auf 3 Millionen Wärmepumpen. Da sehe ich auf jeden Fall dieses Fachhandwerker-Problem immens in der Gebäudetechnik, wer soll die einbauen. Andererseits haben wir dann eben auf dieser Gegenseite bei der Gebäudehülle die fehlenden Anforderungen. Wir haben jetzt den Klimawandel vor der Tür, der Ukrainekrieg hat jetzt einfach das Ganze noch mal verschärft.

00:07:52: Grund-Ludwig: Eine Lösung könnte ja sein, dass man umsteuert in Richtung mehr Regionalität in der Beschaffung, bei Rohstoffen, Materialien und Partnern. Tun es denn die Unternehmen in eurem Bereich?

00:08:01: Siegele: Bei den bei der Gebäudehülle, sprich Dämmstoffe oder auch Wandbildner sind einfach die Hersteller mit gefestigten Lieferketten eigentlich verankert. Hat sich bewährt und ich glaube, wenn die Hersteller regional ihre Materialien beschaffen können, dann würden sie das auch tun. Und sie tun es ja auch zum Teil, gerade zum Beispiel bei den Holzfaser-Dämmstoffen. Die werden aus dem Schwarzwald, das sind ja zwei große Hersteller, die werden, die kommen aus dem Schwarzwald, aus heimischen Regionen und soweit man das machen kann, man muss ergänzend Produkte zukaufen, keine Frage.

00:08:32: Mund: Kurzer Einblick in die Fensterbranche dazu. Da muss man das auch sehr differenziert betrachten. Einerseits ist es ja so, ein Fenster besteht aus drei Teilen, im Wesentlichen aus dem Glas, aus dem Rahmen und aus dem Beschlag. Bei den Beschlägen und bei dem Glas ist das ähnlich, wie Claudia das jetzt geschildert hatte. Das sind internationale Lieferketten, da kann man nicht viel dran rütteln, bei den Rahmen-Materialien, da ist es unterschiedlich. PVC-Fenster, da gibt es natürlich auch, ja Lieferketten, die wirklich international aufgestellt sind. Da kann man auch nichts dran ändern. Beim Holz ist es tatsächlich so, wir haben früher sehr viel Holz aus Russland bekommen. In Deutschland und auch in Europa generell. Also kamen sehr viel, zum Beispiel sibirische Lärche kam aus Russland. Das ist natürlich, dieser Weg ist gekappt. Und es gibt tatsächlich sehr, sehr viel Bestrebungen, den Holzmaterial-Transport deutlich kürzer zu gestalten. Da gibt es Initiativen, es gibt beispielsweise „Holz von hier“ ist so eine Initiative, die gehen ja schon auf die Regionalität, dass man wirklich sehr nahe sich das Holz beschafft.

00:09:39: Siegele: Spielt das denn eine große Rolle, Daniel, wenn ich sehe, was für einen Anteil die Holzfenster am Markt überhaupt noch haben?

00:09:45: Mund: Ja, da hast du natürlich recht. Es ist so der Holzanteil ist, nimmt man jetzt Holz und Holz Alu zusammen, dann hat er einen Anteil von round about etwas mehr als 20 %.

00:09:57: Siegele: Und es ist ähnlich wie bei den nachwachsenden Rohstoffen für Dämmstoffe. Das ist nicht das Problem, glaube ich. Da, da wo man regional Alternativen hätte, da ist der Marktanteil nicht gegeben. Ich denke mal, eine Firma BASF oder eine Firma Sto, die großen Wert auf die anderen großen Hersteller wie Caparol, die denen gehen einfach die, die die Bindemittel, einfach diese ganzen chemischen Stoffe, die dann wiederum über andere Zulieferer dann ins Werk kommen, denen gehen die einfach aus. Die Ketten sind das Problem. Und wenn ein Glied bricht, kann nicht am Ende der Kette das letzte Glied sagen okay, dann schnipsel ich alle anderen Kettenglieder weg und suche mir ein neues. So einfach geht es eben leider nicht am globalen Markt.

00:10:36: Grund-Ludwig: Ich würde gerne noch mal ein bisschen auf die Stimmung in der Branche eingehen. Ihr wart ja jetzt beide nach zwei Jahren Pause wieder auf den ersten Messen unterwegs, auf der „Dach und Holz“ und der „Fensterbau Frontale“. Wie war denn die Stimmung bei den Handwerkern und wie war sie bei den Herstellern? Was habt ihr da so wahrgenommen?

00:10:53: Mund: Die „Fensterbauer“ ist immer eine Doppel-Messe zusammen mit dem Holzhandwerk. Und diesmal ganz ausnahmsweise, natürlich aus Pandemie-Gründen, hat sich die Messe überlegt, diesmal wird die Messe im Sommer stattfinden, im Juli, normalerweise der übliche Termin ist im März, und diesmal im Sommer. Viele haben schon Ferien gehabt und das war natürlich ein Grund gerade für die Industriemesse „Fensterbauer“, dass sie nicht so gut performt hat. Und das hat man natürlich bei der Ausstellerzahl gesehen. Das hat man auch bei der Besucherzahl gesehen. Gerade am ersten Tag war es wirklich, sehr dünn besetzt. Aber tatsächlich war es auch so die Messe, die, die vor Ort waren, die Aussteller, die waren größtenteils zufrieden. Und ich glaube, die, die Besucher hatten auch die Chance, ganz tolle Unternehmen zu sehen, ganz tolle Produkte zu entdecken. Insofern hat sich die Messe dann schon rentiert für alle Beteiligten.

00:11:42: Grund-Ludwig: Was waren denn so die Themen, die du mitgenommen hast, als wichtig von der „Fensterbau Frontale“?

00:11:46: Mund: Es gab wirklich ganz, ganz viele interessante Präsentationen, beispielsweise was das Thema Digitalisierung im Verkauf, was das Thema Digitalisierung im Verkauf angeht. Es gab beispielsweise viele clevere Helfer für die Baustelle. So Hebegeräte, wie man wirklich ein Fenster besser, besser ins Loch bekommt. Vor allem wurde natürlich viel geboten für die Produktion von Holzfenster, weil die Holzhandwerk, die andere die Parallelmesse, die war tatsächlich sehr erfolgreich und da waren, kaum war kaum ein Ausstellerschwund festzustellen. Und auch vor allen Dingen war es richtig voll auf der Messe. Was die Profilsystemgeber PVC angeht und Beschlag, die waren ja alle nicht da auf der Fensterbau. Die haben aber jetzt im Vorfeld der Messe schon einiges gezeigt an Ideen und an Innovationen, die vielleicht demnächst auf den Markt kommen.

00:12:36: Grund-Ludwig: Und worum geht es da?

00:12:38: Mund: Ja, man kann es vielleicht so auf den Punkt bringen. Das Fenster oder die Fenster werden demnächst noch größer werden, noch schlanker und tatsächlich noch energieeffizienter. Das Thema ist ja wieder en vogue. Wir haben jetzt lange Jahre nicht über die Umwelt gesprochen, nicht über Energieeffizienz. Darüber reden wir jetzt wieder, also das sind eigentlich die großen Treiber.

00:13:01: Siegele: Darf ich, da würde mich interessieren. Daniel, wo geht es da hin mit den U-Werten? Oder mit dem Fenster U-Werten? Was könnte da in den nächsten zwei Jahren Standard sein mit der dreifach Verglasung im gesamten Fenster?

00:13:11: Mund: Gut, beim Glas ist da sowieso schon sehr viel erreicht. Da kann man mit dreifach Glas kann man ganz viel. Ganz tolle Werte erzielen. Es gab ja jetzt eben die Hausaufgaben der Fenster-Hersteller der Systemgeber, aber die mussten noch ein bisschen draufsatteln und da ist jetzt einiges passiert. Vor allen Dingen geht es darum, die Stoffe im Fenster zu eliminieren, die eher für schlechte Werte sorgen. Also Metall, die Frage wie kriege ich das Metall aus dem Fenster raus? Das ist eigentlich damit beschäftigen sich alle großen Systemhäuser sodass man es schafft, den Uf-Wert, also für den UF steht für Frame für den Rahmen, dass der in der gleichen Größenordnung sich darstellt wie das UG für das Glas. Da sind wir, da sind wir auf einem guten Weg, denke ich. Da passiert einiges.

00:13:59: Grund-Ludwig: Claudia. Wir waren ja beide auf der „Dach und Holz“. Ich fand es sehr spannend, was sich da beim Thema Dach getan hat, vor allem bei der Dach integrierten Photovoltaik. Wie ging es dir?

00:14:10: Siegele: Ja, ich war erst mal überrascht, wie klein die Messe ist. Möchte da vielleicht einen Satz dazu verlieren. Mir tun die Messen ein bisschen leid. Diese Messe-Gesellschaften, die Online-Messen haben nicht wirklich gut funktioniert und jetzt waren sie einfach unter Zugzwang, eine Messe zu machen und dann auch noch zu verschieben, weil es einfach im Frühjahr nicht geht. Deswegen die Sommermessen, war niemand glücklich darüber. Die Handwerker haben sogar auf der Messe, habe ich so vereinzelt Stimmen gehört: Ja, es sei egal, ob wir da im Sommer oder im Winter auf die Messe gehen. Wir arbeiten ja inzwischen eh durch. Gibt ja kein Schlechtwetter mehr und das haben wir auch die Hersteller so ein Stück weit bestätigt. Was mir so aufgefallen ist auf der „Dach und Holz“, die ganzen Großen waren nicht da. Nur ganz, ganz wenige, ganz wenige Firmen, die man eher so kennt wie Steico, proKlima, die hat man gesehen, wie Velux hatte einen kleinen Stand nur auf der „Dach und Holz“. Die, die dann da waren, die waren eigentlich alle ganz happy, weil die hatten dann entsprechend mehr Aufmerksamkeit am Stand. Da wurde von sehr guten Gesprächen berichtet, intensiveren Gesprächen, ausführlicheren Gesprächen. Ich gebe dir recht, ich fand es auch spannend, was dann mit der Photovoltaik auf den Dächern zu sehen war. Es gibt auch ein bisschen so eine Antwort auf das, was wir eingangs schon besprochen hatten, das Thema Effizienz. Dass man vielleicht beim Dach jetzt nicht mehr nur guckt, mach ich mir glasierte Ziegel drauf oder mache ich mir rote oder grüne? Oder mache ich eine Aufsparendämmung, sondern es geht jetzt einfach, verstärkt geht der Fokus in Richtung Solarenergie. PV auf dem Dach, aber auch an den Fassaden spielt natürlich auf der „Dach und Holz“ weniger eine Rolle. Und was ich noch spannend fand, war, dass die Zeit, die die Hersteller dann eigentlich hatten mit ihren Besuchern, es waren sehr gute und ausführliche Präsentationen, es waren, es wurde von der Firma Remmers wurde zum Beispiel im Dachabdichtungsmaterial vor Ort gezeigt, wie man es aufträgt, in einer Ausführlichkeit, die die hätte man sonst vermisst auf einer normalen „Dach und Holz“. Insofern war auf die „Dach und Holz“ zu gehen war, war sicherlich für die, die es getan haben ein Gewinn. Man hat anders die Messe erlebt.

00:15:56: Mund: Claudia, du hast gerade die Farben der Dachziegel angesprochen. Da wollte ich noch kurz einhaken, denn Farben sind bei Fenstern momentan auch ein Riesenthema. Und zwar dunkle Farben. Wir wissen alle, wir haben mit Hitze zu tun. Wir haben heißere Sommer, mehr Sonneneinstrahlung. Und das war tatsächlich auch auf in Sachen Fensterbau ein Riesenthema. Wir können nämlich mit Folien und auch mit Anstrichen, also für PVC-Fenster und auch für Holzfenster können wir die Temperaturen auf den Fenstern ja deutlich senken. Bis zu 25 % ungefähr. Und das war auch auf der Messe ein großes Thema.

00:16:32: Siegele: Aber doch nicht mit dunklen Farben.

00:16:34: Mund: Man kann dann dunkle Farben spielen, weil momentan ist eben alles Anthrazit und sogar schwarz, ganz dunkle Farben ist am Bau am für für Fenster ein Riesenthema. Das ist Anthrazit ist momentan die meist nachgefragteste Farbe. Und wenn man diese Farbe spielen möchte, da muss man dafür sorgen, dass das Fenster auch lange dauerhaft hält. Wenn es zu dunkel ist, durch das Aufheizen, durch durch die Folien, die intelligenten Folien, die tatsächlich die Aufheizung verringern.

00:17:07: Siegele: Das heißt, man zieht eigentlich durch die Farbe die Wärme an und durch die Technik der Folien macht man, gleicht man das wieder aus oder nimmt man es zurück? Spannend. Man zieht sich ein Problem an die Backe. Und löst es technisch.

00:17:20: Mund: So ist, ja aber die Gestaltung der Fenster. Das ist natürlich auch eine Geschmackssache des Kunden. Wenn der Anthrazit oder dunkle Farben wünscht, dann versucht man dem natürlich auch nachzukommen.

00:17:30: Siegele: Das gleiche Problem haben wir bei den werden mit dem Wärmeverbundsystem, da geht der Trend eben genau auch zu den dunkleren Farben. Die Hersteller empfinden das immer als einen großen Erfolg, wenn Sie eine Lösung anbieten können, wie wie man die Spannungsverhältnisse in den Oberflächen in den Griff bekommt.

00:17:43: Mund: Das Design, was schon auch. Genau, es ist auch ein wichtiges Entscheidungskriterium.

00:17:49: Siegele: Ja, na ja, es ist natürlich nicht unwichtig.

00:17:51: Grund-Ludwig: Spielt denn beim Design zunehmend auch das Thema Rückbaubarkeit, Recycling eine Rolle? Ich habe von einigen Ideen gehört, Fenster zum Beispiel sogar nur noch zu vermieten, gar nicht mehr zu verkaufen und quasi nach dem Ausbau wieder zurücknehmen zu können.

00:18:07: Mund: Da sprichst du natürlich ein riesengroßes Thema an, also letztendlich hört man ja von jedem Unternehmen gerade, wie nachhaltig es ist, wie, ja wie ökologisch denkend es aufgestellt ist und vor allen auch, welche Ziele es verfolgt. Und im Fensterbereich geht es dann natürlich immer um diese Kreislaufwirtschaft wie Cradle to Cradle ist eben das große Thema dabei. Man muss dazu sagen, die Metallfenster-Branche ist in dem Bereich, also Aluminium vor allen Dingen, ist in dem Bereich eigentlich schon am weitesten. Aber gerade reden wir viel über die geschlossenen Kreisläufe im PVC-Bereich.

00:18:43: Grund-Ludwig: Wobei Alu ja nicht gerade ein Material ist, das durch Energie-Freundlichkeit glänzt.

00:18:48: Mund: Bei Frisch-Material nicht genau, aber bei Recycling-Material passt es dann schon. Also, die sind natürlich gezwungen, quasi gezwungen dazu den geschlossenen Kreislauf tatsächlich zu etablieren. Und also das ist, bei denen ist der Treiber natürlich besonders groß. Jetzt ist er auch beim PVC relativ groß. Dieser Treiber. Man muss es aber auch so sehen: Es gibt einige Konzepte oder einige Systemgeber, die postulieren mittlerweile 100 % Recycling-Profile. Also, das ganze Profil besteht aus Recycling-Material. Dann muss man sich allerdings auch fragen woher kommt das Recycling Material bzw. gibt es überhaupt so viel? Ist überhaupt so viel Recycling-Menge vorhanden? Und da kann man sicherlich momentan noch ein großes Fragezeichen davor setzen. Ich fand jetzt ganz interessant und spannend Systemgeber WK, also der, letztendlich der, der größte Systemgeber, den es gibt. Der hat auf seinem Zukunftstag ein Profil vorgestellt oder diskutiert oder gezeigt, dass es das denkbar ist, dass ja, dann rüstet man das Profil im Kern mit Recycling-Material aus. Und die Deckschicht, die wird dann ausgestattet mit nicht fossilem PVC. Das heißt, das PVC wird nicht aus Erdöl hergestellt, sondern aus Pflanzenmaterial oder irgendwas in der Art und Weise. Man kann also PVC auch tatsächlich nicht aus nicht fossilem Material herstellen.

00:20:13: Siegele: Ist aber begrenzt, oder?

00:20:15: Mund: Ist begrenzt, aber wir sehen natürlich, in dem Bereich passiert viel, also die machen sich sehr viel Gedanken, aber man muss eben auch überlegen, ist das teilweise Greenwashing oder nicht? Das ist, das ist die Frage.

00:20:27: Siegele: Ja, also ich finde, da könnte die der Rest der Baubranche viel von der Fenster-Industrie lernen. Die Fenster-Branche hat natürlich den Vorteil als einzelnes leicht ausbaudemontierbares Bauelement.

00:20:27: Da ist natürlich die Fenster-Branche absolut im Vorteil, was das Recycling angeht. Es ist ja auch eine Vorreiter-Industrie in dieser Hinsicht. Das Element Fenster lässt sich leicht ausbauen, selektieren aus einem Gebäudeabbruch, wenn man rückbaut, Gläser raus und man hat das Rahmenmaterial und trennt noch ein bisschen das Metall und kann eigentlich ganz gut in so ein Recycling-Prozess einsteigen. Und das hat sich diese Industrie natürlich auch zunutze gemacht. Ist ja auch ein Vorteil. Ich habe günstigere Rohstoff-Beschaffungen, wenn die Preise entsprechend sind am Markt. Und das ist natürlich etwas, das bei bei den Wandbildnern, bei den bei den WDVS, also bei den Wärme-, dem Verbund-Systemen überhaupt, eben durch die Zunahme des Verbundbaus im klassischen Rohbau oder in der Gebäudehülle insgesamt eher schwieriger wird als einfacher. Und da hatten wir ja vorhin hatte ich ja ein bisschen ironisch das gesagt mit den Folien, man sieht sich ein Problem an die Backe, um es technisch wieder zu lösen. Genauso ist es bei den Verbundbaustoffen. Man gewinnt mit den Verbundbaustoffen natürlich eine gewisse Rationalität. Man kann schneller, effektiver, günstiger irgendein Produkt umsetzen vorfertigen, hat aber damit das Problem des Rückbaus und das wird oftmals ausgeblendet. Deswegen gebe ich dir auch wirklich Recht mit dem Greenwashing. Es werden es wird nicht die Gesamtheit bei der einem Unternehmen bei der Produktentwicklung betrachtet oder es wird auch nicht Schnittstellen übergreifend betrachtet. Deswegen finde ich dieses Problem des Recyclings wirklich eklatant. Es ist es ist natürlich so, auch bei den Dämmstoffen. Es gibt kein Material, es wird diskutiert, es wird vorgeworfen, es gibt Vorurteile. Ja, der EPS-Berg. Es gibt keinen EPS-Berg, also die Wärmedämmstoffe, die von dem Gebäude rückgebaut werden, es ist ein minimaler Anteil. Zudem neigt man jetzt mehr und mehr dazu aufzudoppeln, sprich, das alte Material sogar an der Wand zu lassen. Wir kriegen dieses Problem, der des Dämmstoffmülls sicherlich irgendwann. Es wird aber auch nicht von heute auf morgen kommen. Es wird, so sind zumindest die Prognosen, es wird so wie angefangen wurde zu dämmen, so wird auch das Problem das des Mülls, der dann irgendwann anfällt, wird sich dann langsam steigern und damit wird es eben auch wirtschaftlich dieses diesen Recycling-Kreislauf anzugehen.

00:22:42: Mund: Ich habe eine Lösung, Claudia, in dem Fall einfach ganz, ganz viele Fassaden und Fenster benutzen. Dann hat man sehr viel Material, was man tatsächlich recyceln kann und Wandbildner eben möglichst wenig benutzen.

00:22:54: Siegele: Ja, wo liegen wir dann beim U-Wert?

00:22:57: Mund: Ja, ja genau. Aber in der Frage des Recyclings finde ich es einerseits total richtig und gut und ich freue mich über jede Initiative, die in unserem Themenfeld diskutiert wird. Deswegen finde ich das ganz toll, wenn bei WEKA eben so was diskutiert wird wie PVC zu gewinnen aus non-fossilem PVC. Übrigens der Holzbereich, was ich eben nicht so gerne mag ist, wenn sich die Werkstoffe-Fraktionen und das untereinander ein bisschen ausspielen batteln, weil ich finde, dazu haben die eigentlich gar keinen gar keinen Grund. Und das wollte ich jetzt auch noch mal einwerfen. Der Holzbereich ist per se eigentlich schon ziemlich, ziemlich günstig, weil er ja per se schon CO2 speichert im Produkt selber. Aber es gibt mittlerweile eben auch Anstriche, grüne Beschichtungen, also grün in Anführungsstrichen, Beschichtungen, die dafür sorgen, dass eben auch ein altes Holzfenster nicht mehr nur thermisch verwertet werden kann, sondern sich dann auch wiederverwerten lässt. Also auch das funktioniert mittlerweile finde ich auch eine ganz tolle Initiative. Da gibt es auch zwei Anbieter, die das mittlerweile draufhaben.

00:24:02: Siegele: Was heißt das, dass die Profile wiederverwendet werden können?

00:24:05: Mund: Ja, man kann ja dann praktisch das Holz zu anderen Zwecken wiederverwerten. Das geht momentan nicht. Man kann Holz, also Holz aus Holz-Fenstern, nicht in Spanplatten-Produktion oder sonst was wiederverwerten.

00:24:17: Siegele: Auch in die gleiche Richtung geht es bei den Wärmedämmverbundsystemen. Da wird auch versucht Trennschichten zwischen der dem Dünnputz und der Dämmebene bzw dem dem man mit der Armierung oder dem Kleber, mit dem dann die Platten auch angeklebt werden, dass man, dass man da eben Trennstellen schafft. Wobei es einfach bei diesem das sind. Das heißt wäre mit dem Wärmedämmverbundsystem und es ist ein Verbund, es ist ein Verbund und einen Verbund trennbar zu machen, das ist die eigentliche Herausforderung für die Industrie in meinen Augen.

00:24:43: Mund: Gott sei Dank haben wir im Fenster Bereich relativ lose Verbünde. Beispielsweise gibt es das Holz-Alu-Fenster, aber da ist es klar, dass man das eine von dem anderen gut trennen kann. Es gibt ja jetzt auch sehr populär PVC-Aluminium-Fenster. Auch die kann man, da kann man die Sorten voneinander trennen. Also insofern ist das im Fenster Bereich kein Problem.

00:25:02: Siegele: Es ist natürlich auch ein Problem der Bauchemie. Also wir kriegen mehr und mehr chemische Anteile in klassische mineralische Grundbestandteile rein. Es gibt dann Beschichtungen, eben so wie du, die dann vielleicht im positiven Fall wie bei dir beim Beispiel des Holzfensters dazu führen können, dass man dann sagt okay, die Verwertung wird verbessert. Mein Eindruck ist eigentlich, dass durch die Bauchemie die Verwertung eher verkompliziert wird, nicht unmöglich gemacht. Sie ist auch Teil der Lösung, die die Bauchemie, ich möchte ihr da auch nicht nur Unrecht tun, aber sie schafft eben auch Probleme.

00:25:36: Mund: Das stimmt, aber die Pia hat noch was anderes gefragt. Da möchte ich ganz kurz noch drauf eingehen, nämlich das Mieten von Fenstern. Das war noch ein Ansatz, den du, den du abgefragt hattest.

00:25:46: Grund-Ludwig: Genau, das fand ich nämlich eine total verrückte Idee, weil das ja eigentlich mit mit Größen und Maßen gar nicht passen kann. Was macht man mit diesen gemieteten Fenstern?

00:25:55: Mund: Ja, das ist schon wirklich ein Konzept, das schon länger vorgeschlagen worden ist. Ist schon länger im Markt, einfach präsent, aber als als nachhaltiges Konzept, dass man eben nicht das Produkt selber verkauft und vertreibt, sondern eher die Eigenschaft, die man vermitteln möchte, also das Durchschauen oder den die Trennung zwischen Außen und Innen. Das ist eben das, was man, ja, vermieten möchte. Für eine Zeit lang. Und eben das Produkt selber dann nicht im Vordergrund stellt. Und dann ist aber der der, der das Produkt herstellt, in der Lage, möglichst optimale Produkte dafür zu verwenden.

00:26:29: Siegele: Ist denn das für ein Produkt, das für so eine lange Standzeit angelegt ist, ist das eine Lösung? Ist das wirklich ein Mehrwert?

00:26:37: Mund: Warum nicht? Also gerade wenn die Standzeit relativ lang ist. Also bei Fenster muss man wirklich von 30, 40, 50 Jahren ausgehen. Dann ist es doch eigentlich der Ansatz, möglichst das Beste tatsächlich zu verwenden und das Optimalste, um möglichst viel herauszuholen.

00:26:53: Siegele: Der Vorteil des Mietens liegt doch eigentlich darin, dass wenn sich ein Produkt verbessert wie das Leasing beim Auto, dass ich sage okay, ich gebe das zurück und ich kriege dann das bessere Produkt. Wer baut dann innerhalb von fünf Jahren eine neues Fenster ein, nur weil es durch das Mieten möglich ist, ein neues Fenster einzubauen?

00:27:09: Mund: Ja, aber jetzt kommt eben ein guter guter Hinweis, den du machst. Jetzt kommt ja die Idee ins Spiel. Ich habe einen Grundkörper als Fenster und kann das Fenster vielleicht so gestalten, dass ich das in 10, 15 Jahren irgendwann aufrüsten kann, dass ich dann noch was dazu gebe oder es noch irgendwie, dass ich die Teile austausche, die vielleicht nicht so, nicht so optimal mehr sind. So eine Modulbauweise am Bau.

00:27:33: Siegele: Entspricht das denn den Gedanken der Nachhaltigkeit, dass man eigentlich Bauprodukte entwickelt, die möglichst lange halten. Also, wenn man ein altes Auto fährt, das hat vielleicht schlechte CO2-Werte, aber wenn ich mir überlege, ich würde mir alle zwei Jahre ein neues Auto kaufen um diese CO2-Werte immer im optimalen Bereich zu erhalten. Da muss ich mich schon fragen, wie es um die gesamt Ökobilanz meines Verhaltens steht.

00:27:56: Mund: Da muss man immer betrachten, wie Energie aufwendig der Prozess des Recyclings ist, der alten Materialien. Wenn dann natürlich viel Neues, Gutes entsteht und das Recycling selber relativ problemlos verläuft. Ja, dann kann das sicherlich eine Möglichkeit sein, am Bau schnell und gut weiterzukommen.

00:28:16: Grund-Ludwig: Claudia, bei Dämmung wird ja im Moment auch super viel diskutiert über den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen. Wie siehst du das denn? Reichen da die Volumina, die nachwachsende Rohstoffe bringen können? Oder braucht man aufgrund der Massen Verfügbarkeit eigentlich EPS und auch Mineralwolle?

00:28:33: Siegele: Ja, das ist recht einfach zu beantworten, diese Frage. Wir liegen im Moment bei 5 bis 7 % bei den nachwachsenden Rohstoffen für die Dämmstoffe. Und ich denke, wenn man das optimiert und bekommt man, vielleicht kann man es vielleicht, wenn man es schafft, verdoppeln. Ich halte das schon für für wage, dass wir das schaffen. Man muss da ein bisschen nüchtern bleiben bei der Betrachtung. Es geht nicht. Wir haben die Rohstoffe dafür eben nicht da. Eher ist es durch die Diversifikation, dass man sagt, man setzt nicht nur auf die Holzfaser, sondern man geht eben auch auf Schilf oder auch auf dann wiederum zu importierenden Ökoprodukte wie Schilf oder.

00:29:06: Mund: Reishülsen gibt es doch auch.

00:29:08: Siegele: Diese Algen. Und die wachsen natürlich nicht im Schwarzwald. Aber es gibt da Möglichkeiten. Und die Dämmstoffe, die werden auch besser. Es ist auch die Frage, brauche ich unbedingt einen Dämmstoff mit der Wärmeleitung Null 22. Was ziehe ich mir da wieder andererseits an die Backe, um so einen Dämmstoff herzustellen? Da geht es ja wieder um den Herstellungsaufwand. Wobei man sagen muss, die Wirkungsweise eines Dämmstoffes, was er bewirkt am Gebäude und im Vergleich zur Herstellungsenergie eines Dämmstoffes, egal ob er jetzt aus nachwachsenden Rohstoffen besteht oder ob er aus fossilen Bestandteilen besteht, die Herstellerenergie, die ist verschwindend gering im Vergleich dazu, was der Dämmstoff dann am Gebäude leistet und ob man dann sagt, man möchte Holzfaser oder eben Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, oder ich setze auf klassische Dämmstoffe wie EPS, XPS. Das bestimmt der Preis am Markt. Die Dämmstoffe, die nachher aus nachwachsenden Beständen kommen, sind immer teurer als als die die Massen-Dämmstoffe. Es wird eher ein Schuh draus, wenn man die Vorteile des Dämmstoffe. In den in Betracht zieht, wie zum Beispiel bei Einblasdämmstoffen aus Zellulose, wo ich binnen drei Stunden ein oberstes Dachgeschoss dämmen kann, ohne großen Aufwand. Die kommen, sind in drei Stunden wieder weg und das oberste Geschoss ist gedämmt. Oder zweischalige Bauweisen: nördlich der Main-Linie, sage ich jetzt mal, gibt es noch viele, viele viele Gebäude, auch im Ein-, Zweifamilienhaus-Bereich, wo die Kernbereiche, also wo nur eine Luftschicht besteht zwischen der äußeren Schale und der Tragschale. Dass man die Dämmstoffe aus fossilen Rohstoffen durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt. Das ist illusorisch. Das funktioniert nicht.

00:30:34: Grund-Ludwig: Wir haben uns jetzt schon eine ganze Weile unterhalten über Innovationen bei Fenstern, an der Fassade, am Dach. Was sind denn aus eurer Sicht im Moment die wichtigsten Innovationshemmnisse und wer könnte sie beseitigen?

00:30:46: Mund: Ehrlich gesagt. Der Innovationsdruck. Ja, der hat wirklich extrem nachgelassen. Da muss man, muss man so sehen. Alle Teilnehmer der Wertschöpfungskette sind eben extrem ausgelastet. Ja, und deswegen sind diese Freiräume kaum mehr vorhanden jenseits des Tagesgeschäfts. Ein Beispiel Vertriebler von Unternehmen sagen mir in unserer Branche, dass sie eigentlich gar keine Zeit mehr haben für normale Vetriebsarbeit. Sie müssen eben Materialbeschaffung irgendwie bewältigen. Das ist deren Hauptthema. Das heißt Personen im Unternehmen beschäftigen sich momentan mehr mit dem Alltagsgeschäft oder vorrangig fast ausschließlich mit dem Alltagsgeschäft. Und insofern haben wir tatsächlich meiner Betrachtung eben nicht. Nicht diesen Innovationsdruck.

00:31:34: Siegele: Meine Frage, die ich da habe, ist Worin liegt der Innovationsdruck begründet? Also ich denke, was ist der Grund für die Innovation, die ich benötige oder die mir einen Marktvorteil verschafft? Und solange. Wir sind zum Beispiel bei vielen Produkten, gerade beim Glas einfach bauphysikalisch jetzt an der oberen Grenze, auch beim Dämmstoff. Es bringt nichts, wenn man eine Wärmeleitgruppe 015 oder die Vakuum-Dämmstoffe. Es gibt sie ja, aber sie haben Spezial-Anwendungen, weil es einfach verschiedene Gründe gibt, dass man solche Dämmstoffe eben nur dort verwendet, wo man sie wirklich braucht. Und das sind Nischen und das ist auch gut so, dass sie in diesen Nischen bleiben, weil sie sind einfach nicht breit verfügbar zu vernünftigen Kosten und es ist auch einfach nicht sinnvoll. Die andere Frage ist wirklich dann, was erfordert die Innovation, warum brauche ich die Innovation? Und wenn ich zum Beispiel sehe, was wir ganz eingangs diskutiert haben mit dem Recycling, wenn ich Vertriebswege brauche, wenn diese Notwendigkeit da ist, dass ich aufgrund von Rohstoffknappheit, aufgrund von Kosten, von Beschaffungskosten, aufgrund von Nachhaltigkeit oder oder was es auch ist, wenn ich die bestehenden Produkte wieder wenn es ein Grund gibt, diese wieder zu verwerten, dann muss ich eben Produkte entwickeln, die zwar einerseits als Verbundlösung funktionieren, aber auch wieder trennbar sind. Und da gibt es schon ein Bedürfnis nach Innovation, dass man da im Moment keine Zeit dafür hat oder dass man nicht die Notwendigkeit sieht oder einfach da nichts dran macht, hat verschiedene Gründe. Es passiert in den Entwicklungsabteilungen einiges, aber es wird im Moment eben mit angezogener Handbremse irgendwo laufen gelassen.

00:33:03: Mund: Also auch ich habe die Gespräche geführt mit Systemgebern, gerade im Kunststoffbereich, die mir vermittelt haben, also die sagen, wir dürfen unsere Hersteller und Händler auch nicht überfordern mit Innovationen. Die haben einfach so viel zu tun und und wissen im Prinzip gar nicht mehr, das alles umzusetzen. Und deswegen halten auch die eher noch die Innovation zurück bzw. gehen die Schritte eben langsamer. Das die Innovation Schritte tatsächlich langsamer vollzogen werden.

00:33:33: Siegele: Aber ist es nicht auch bei bei in deiner Branche so? Und für mich kann ich das so sagen, dass eben das was auch auf dem Dach und Holz zu sehen war, dass das Thema Photovoltaik auf Dachflächen, das einfach verschiedene Branchen auf einmal im Verbund auftreten, dass ich sage, ich habe die Funktion Dachabdichtung, Witterungsschutz und ich habe die Energiegewinnung und das gleiche, denke ich, wandert zunehmend an die Fassade. Und das geht nicht ohne Innovationen. Weil die bisherigen Produkte sind darauf nicht ausgelegt.

00:34:02: Mund: Ja, ich finde das ein riesen Spannungsfeld. Wie gesagt, alle Branchenbeteiligten, gerade die an der letzten Stelle der Wertschöpfungskette, also letztendlich die, die es einbauen, montieren, die haben einfach so viel zu tun und so viel. Sie haben einfach gar nicht die Manpower, jetzt noch was anderes zu tun, darüber hinaus irgendwas zu tun.

00:34:20: Siegele: Also ich sehe auch einfach die, die die zunehmende Überschneidung verschiedener Funktionen von von Bauelementen und Bauteilen. Also wenn ich zum Beispiel. Ja, ich hatte neulich mit meinem Kollegen Jochen Berner die Diskussion der Solatuere, dass man sagt, eigentlich ist es ein eigenständiger Berufszweig, der genau zwischen den Gewerken sitzt, einmal Dach und einmal Elektro, Elektriker oder so, wo man beides können muss. Und ich denke, dass das ist halt auch ein bisschen was hemmt, dass wir einfach bei uns so diese Gewerke auf der Baustelle eben haben, die Handwerkskammern, dass man die haben, die Handwerkskammern und die Gewerke auf der Baustelle haben, die sich stark voneinander abgrenzen. Das passt nicht zu den Anforderungen und das finde ich auch ein und das versucht die Industrie zu überbrücken, indem sie Produkte macht und entwickelt, die dann eben diese Gewerke-Problematik ein Stück weit lösen können oder überspringen. Und das finde ich nach wie vor eine Herausforderung, weil wir ja auch immer weiter uns da. Also ich finde diese alte Teilung der Gewerke, wie man früher gebaut hat, als es noch Baumeister von mir aus sogar gab. Die geht heute einfach nicht mehr so, weil sich weil sich die Anforderungen komplett geändert haben.

00:35:24: Mund: Also ich kann dem nicht so ganz zustimmen. Bzw. ich sehe das für unsere Branche eigentlich kaum mehr. Die Gewerke, wir haben ja auch mit ganz verschiedenen Gewerken zu tun. Wir haben den Schreiner, wir haben den Fensterbauer, wir haben den Rollladen-Sonnenschutzbauer und die Gewerke fließen aber bei uns. Deswegen sind wir auch in der Glaswelt haben bei der Glaswelt eben auch diese drei Themen oder diese Themen alle vereint. Glasfenster und Sonnenschutz, das gehört alles zusammen. Die drei Themen gehören zusammen.

00:35:50: Siegele: Wie ist es mit dem Dämmrahmen zum Beispiel bei einem Fenster? Das sind doch Dinge, die einen Fensterbauer bisher nicht interessieren.

00:35:56: Mund: Ja, in gewisser Weise schon, hat ihn nicht besonders interessiert. Er hat sich dann schnell die Informationen beschafft.

00:36:02: Siegele: Genau, das meine ich, wenn diese Schnittstellen erkannt ist und er macht es ja auch. Aber wenn ich als Architektin auf die Baustelle komme, habe ich nach wie vor mit solchen Problemen zu kämpfen, dass es dann heißt, das soll der machen und deshalb soll der machen. Und das ist natürlich, ich habe dann.

00:36:14: Mund: Ich habe dazu ein perfektes Beispiel, gerade nämlich in der Fensterbranche. Ich finde ja, wir haben, den höchsten Innovationsdruck sollten wir auf der Baustelle haben, weil da passiert eigentlich, wir bauen nach wie vor Fenster ein wie eh und je. Da hat sich so wenig getan und da kann noch so viel passieren, meiner Ansicht nach durch pfiffige Ideen, andere Produkte, andere Möglichkeiten. Wir haben jetzt eine eine Bewegung im Fenster-Bereich, da geht es um Montage-Zargen, Vorab-Zargen. Heißt: Ich kann eine Zarge setzen, kann dann, wenn die Möbel kommen, kommen dann auch erst die fertigen Fenster und Türen rein. Vorher waren halt nur Bauelemente drin. Also da gibt es mittlerweile ganz tolle Konzepte. Das Institut in Rosenheim, das hat das auch, hat sich der Sache auch angenommen, der Verband steht dahinter, wirklich eine große Initiative, die da anrollt. Und jetzt habe ich letzte Woche gesehen, dass ein großer Anbieter, Dämmstoffanbieter, dass von seiner Sicht aus anbietet, Weber ist es, die bieten jetzt auch zu Zargen an, die erwarten aber, dass das Produkt eingesetzt ist vorher. Also wir erwarten das Fenster ist also schon im Bau vorhanden, so wie es seit eh und jeh ist. Und dann kommt eben die Weber-Zarge davor, um das WDVS-Produkt ordentlich anzuschließen.

00:37:37: Grund-Ludwig: Gut. Unser letztes Thema war das Thema Innovations-Hemmnisse. Was ich jetzt mitgenommen habe ist, ein Innovations-Hemmnis ist das boomende Tagesgeschäft, das einfach verhindert, dass die Innovationen in die Praxis kommen. Und das zweite Innovations-Hemmnis ist, dass man nach wie vor nicht miteinander spricht. Ich freue mich sehr, dass wir jetzt miteinander gesprochen haben. Ich fand es eine super interessante Dreiviertelstunde, die wir hatten hier im Podcast und ich bedanke mich nochmal sehr herzlich bei Daniel Mund von der Glaswelt und meine Kollegin Claudia Siegele vom Gebäude Energieberater für diesen Input zum Thema Gebäudehülle. Wer mehr zum Thema Gebäudehülle wissen muss, der muss sich ein bisschen gedulden, 8. und 9. November ist unser drittes Fachforum Gebäudehülle und wir freuen uns, wenn ihr dabei seid.

00:38:20: Mund: Ja, mir hat es auch sehr viel Spaß gemacht. Und Pia, du hast es ja schon genannt. Wir sehen uns alle drei wieder zum Fachforum Gebäudehülle Ich freu mich schon drauf. Da haben wir ja schon ein bisschen Tradition gemeinsam, dass wir da auf der Bühne stehen im digitalen Fachforum. Und da kann man uns dann ja auch live vor Ort sehen.

00:38:35: Siegele: Ja, dann schließe ich mich dem an. Ich bedanke mich auch für dieses wirklich sehr gute und informative und quirlige Gespräch. Hat mir auch sehr viel Spaß gemacht und ich freue mich eben auch. Ich lade Sie gerne ein zu diesem Gebäudehülle Forum. Wir werden unser Bestes geben.

00:38:49: Grund-Ludwig: Bis dann.

00:38:50: Mund: Tschüss.

00:38:52: Sie hörten einen Podcast zur Gebäudewende. Die Gesprächspartner waren Daniel Mund, Glaswelt, und Claudia Siegele, Gebäude Energieberater. Redaktion: Pia Grund-Ludwig. Sprecher: Oliver Barner. Schnitt: Carolina Bergedieck. Bleiben Sie dran. Weitere Ausgaben unseres Podcasts unter www.geb-info.de, auf Apple-Podcasts, Spotify, Google-Podcasts oder Youtube.

00:39:18: Outro

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