Wärmepumpen - Trends und Innovationen

Shownotes

Joel Grieshaber, Referent für Handwerk und Qualifizierung beim Bundesverband Wärmepumpe, spricht mit Pia Grund-Ludwig über technische Innovationen und Trends bei Wärmepumpen. Es geht unter anderem um die Optimierung der Netzdienlichkeit, um Neuerungen für großen Heizbedarf, um die weitere Reduktion der Lärmemissionen und um kleinere Geräte.

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00:00:17: Pia Grund-Ludwig: Herzlich willkommen, Sie hören den Podcast Gebäudewende der Redaktion des Fachmagazins Gebäude Energieberater aus dem Gentnerverlag. Wir haben in unserem Podcast Fachleute zu allen Themen rund um die Wärmewende zu Gast. Wir beleuchten Quartierskonzepte und stellen Innovationen im Gebäudebereich vor, die Neubau und Bestand fit machen für die Klimaneutralität. Unser Thema der 15. Episode des Podcasts Wärmepumpen, Innovationen und Herausforderungen. Mein Name ist Pia Grund Ludwig, ich bin Chefredakteurin des Gebäude Energieberater und habe zu diesem Thema Joel Grieshaber vom Bundesverband Wärmepumpe als Gast eingeladen. Er ist dort Referent für Handwerk und Qualifizierung. Joel, vielleicht stellst du dich noch kurz vor, bevor wir mit unseren Fragen einsteigen?

00:01:00: Joel Grieshaber: Ja, gerne. Guten Tag erstmal. Ja, mein Name ist Joel Grieshaber. Ich bin gelernter Heizungsbauer, habe danach in Richtung Versorgungstechnik studiert und nachdem ich dann in München ein paar Jahre in der Planung gearbeitet habe, bin ich jetzt beim Bundesverband Wärmepumpe gelandet, wo ich eben viele Handwerker oder auch Energieberater in diesem Bereich schulen kann und versuche so meinen Beitrag zur Energiewende zu leisten.

00:01:22: Grund-Ludwig: Wärmepumpe gehen ja im Moment weg wie warme Semmeln. Sind denn da im Moment trotzdem noch technologische Innovationen in der Pipeline, an denen gearbeitet wird bei Wärmepumpen? Was sind da deine Erfahrungen mit den Herstellern, woran tüfteln die gerade?

00:01:38: Grieshaber: Ja, absolut. Also ich denke, da wird durchweg getüftelt. Gerade jetzt, wo die Absatzzahlen in die Höhe steigen, ist es halt auch das finanzielle Mittel da, um da noch mehr in die Forschung zu investieren. Also, ich denke, was aktuell sehr, sehr interessant ist, sind die neuen Kältemittel, die natürlichen Kältemittel, die ja auch gefordert werden. Da geht ja sehr viel Forschung rein und natürlich aber auch in die Effizienz. Also, wenn man da die letzten zehn Jahre anschaut, da hat die Effizienz der Wärmepumpe richtig zugelegt, aber ich denke, da sind wir noch lange nicht am Ende der Fahnenstange. Denn was immer noch ein Thema ist, ist das Thema Schall, gerade bei Luft-Wärmepumpen. Da gibt es ja immer wieder mal Diskussionen oder auch Streitigkeiten mit den Nachbarn und da wird sehr viel Forschung betrieben, eben über Ventilatorenformen oder Schallentkopplung, die Geräte noch etwas leiser zu bekommen. Und ja, also es gibt eigentlich in alle Richtungen Forschung, gerade wenn wir jetzt auch in die Richtung große Leistungsklassen schaut, also industrielle Anwendungen mit hohen Temperaturen, da wird auch sehr, sehr viel Forschung betrieben.

00:02:33: Grund-Ludwig: Du hast auch das Thema Effizienz genannt, ist da wirklich noch Luft nach oben?

00:02:36: Grieshaber: Tatsächlich, wenn man jetzt noch mal drei Jahre oder vier Jahre zurückgeht, da waren ja alleine schon die höheren Temperaturen zur Warmwasserbereitung im Problem, wo man sagte: Oh ja, das Warmwasser mit der Wärmepumpe, das funktioniert einfach nicht. Und gerade jetzt im letzten Jahr sind viele Wärmepumpen auf den Markt gekommen, die bis 65 und 70 Grad auf jeden Fall packen und dementsprechend kann man da noch einiges weiterentwickeln.

00:02:59: Grund-Ludwig: Das heißt vor allem beim Bereich höhere Temperaturen oder wo sind da noch Effizienzgewinne drin?

00:03:04: Grieshaber: Ja, genau aktuell. Also das ist kein großes Geheimnis. Die höheren Temperaturen, das mag die Wärmepumpe einfach nicht so, weil der Temperaturhub von der Quellenseite bis zur Wärmesenkenseite, je höher der ist, desto mehr Energie muss über den Verdichter reingesteckt werden. Und gerade in den höheren Temperaturklassen, da es bestimmt noch einen Effizienz-Zuwach zu gewinnen.

00:03:23: Grund-Ludwig: Innovation bedeutet ja auch immer, dass man versucht, die Kosten noch zu senken. Was sind denn da die Stellschrauben, an denen die Hersteller drehen? Was weißt du dazu?

00:03:32: Grieshaber: Ich denke, da wird sehr, sehr viel in Richtung serielle Fertigung passieren, weil klar, bei geringeren Absatzzahlen sind auch die Produktionsstätten eher klein und vielleicht auch die Abläufe noch nicht zu 100 Prozent eingespielt. Und ich glaube, da wurden jetzt gerade in den letzten zwei Jahren die Hersteller wachgerüttelt und die haben auch alle fleißig in den Ausbau investiert. Also gerade ja, speziell was die Fertigung angeht und die Abläufe, da wird jetzt viel automatisiert und da ist gerade einiges im Umbruch. Also, ich höre von vielen Firmen, dass da neue Werke gebaut werden und das passiert jetzt gerade alles nebenbei.

00:04:03: Grund-Ludwig: Wenn man hört Kostensenkungen, heißt es mit der Installation von Wärmepumpen eher noch warten, weil die deutlich günstiger werden?

00:04:09: Grieshaber: Das kann ich jetzt sehr, sehr schwer beurteilen, weil ich denke, die Nachfrage regelt den Preis und dementsprechend ist die Nachfrage sehr, sehr hoch. Natürlich muss man auch erkennen, es gibt viele Hersteller und es wird einen gewissen Preiskampf geben. Aber aktuell, da die Nachfrage so hoch ist und die Produkte noch immer etwas stocken in der Lieferfähigkeit, denke ich mal, ja, ist eine absolut schwere Frage. Da habe ich keine Glaskugel zur Hand. Tut mir leid.

00:04:34: Grund-Ludwig: Du hast das Thema Lieferfähigkeit angesprochen. Das war ja im letzten Jahr eine mittlere Katastrophe. Viele Hausbesitzer wollten eigentlich Wärmepumpen installieren, viele Energieberater haben dazu beraten. Dann gab es die Produkte nicht. Wie sieht es denn da mittlerweile aus?

00:04:48: Grieshaber: Ja, also es wird ruhiger. Die die Lieferzeit, die wird abnehmen. Allerdings ist dieses Jahr tatsächlich noch turbulent. Also, das war, als es losging mit den Lieferengpässen, das war natürlich die Zeit mit Corona, da haben einmal die Materialien gefehlt und zum Gleichen ist die Nachfrage sprunghaft angestiegen und dementsprechend sind die Hersteller da einfach nicht nachgekommen. Jetzt, wie ich gerade schon angesprochen habe, wurde sehr, sehr viel investiert in den Ausbau von den Produktionskapazitäten und ich denke, im Laufe diesen Jahres wird sich das ganze beruhigen. Aktuell ist halt einfach noch ein großer Rückstau von bestellten Geräten, die erst mal ausgeliefert werden müssen. Und auch die neuen Produktionshallen, die sind noch im Bau, sind noch nicht fertig. Aber ich denke, da ist im Laufe diesen Jahres auf jeden Fall mit Besserung zu rechnen.

00:05:30: Grund-Ludwig: Es gab ja im Bestand immer viele Segmente, die für die Wärmepumpen gar nicht so richtig erschlossen waren. Gibt es denn da aus seiner Sicht im Moment immer noch Bereiche oder Segmente-Gebäude, wo du sagen würdest, da könnte man eine Wärmepumpe installieren? Das traut sich aber noch niemand, oder das haben auch Energieberatende nicht so auf dem Schirm?

00:05:47: Grieshaber: Ja, ich ging gerade, wie Sie angesprochen haben, es traut sich noch niemand. Ich denke, das ist wirklich der Casus Knacksus. Ich denke, im Einfamilienhaus ist die Wärmepumpe sowohl im Neubau und auch im Bestand absolut etabliert. Wo man sich noch nicht so richtig hin traut, sind quasi Projekte im Bereich Mehrfamilienhäuser im Bestand, was eigentlich kein Problem wäre, weil die Leistungsklassen der Wärmepumpen, die sind da. Die Auslegung funktioniert eigentlich gleich wie beim Einfamilienhaus, aber ich glaube, tatsächlich trauen sich die die Leute da noch nicht richtig ran. Also es gibt Ingenieurbüros, die da sehr, sehr stark involviert sind. Andere trauen sich vielleicht noch nicht so richtig hin.

00:06:20: Grund-Ludwig: Ein Thema, das im letzten Jahr Fahrt aufgenommen hat im Umfeld des Wärmepumpenhochlaufs ist da das Thema Netzdienlichkeit Smart Grid Readiness, Überlastung der Stromnetze durch das Heizen mit Strom. Werden denn Wärmepumpen tatsächlich auch zur netzdienlichen Steuerung eingesetzt, gibt es dazu Zahlen?

00:06:40: Grieshaber: Ja, also ich möchte ganz gern kurz das Thema Flexibilität und Netzdienlichkeit beschreiben. Also aktuell ist es so, dass der Netzbetreiber die Möglichkeit hat, die Wärmepumpe dreimal täglich für zwei Stunden abzuschalten. Und das wird tatsächlich auch gemacht. Allerdings ist es aktuell eher in ein starres Vorgehen, also das wird zu bestimmten Zeitfenstern einfach abgeschaltet. Häufig ist es aktuell in den Abendstunden, wenn die Personen von der Arbeit kommen zwischen 18 und 20 Uhr. Wenn da fleißig gekocht wird, dann wird vom Netzbetreiber eingegriffen und die Wärmepumpe abgeschaltet. Allerdings diese Flexibilität, was man wirklich hätte auf ein schwankendes Stromangebot zu reagieren, das wird aktuell nicht wirklich wahrgenommen. Es ist, man muss auch dazu sagen, aktuell sind nur 4 von 10 Wärmepumpen-Betreibern nutzen diesen Wärmepumpen-Stromtarif. Das hat einfach den Hintergrund, dass man, dadurch, dass die Wärmepumpe abgeschaltet werden kann, muss man sie ein Stück weit größer dimensionieren, um quasi dieses Loch, was da entsteht, dass diese zwei Stunden nicht geheizt werden kann, muss man hier irgendwie abpuffern. Dementsprechend muss man entsprechende Speichermöglichkeiten vorhalten in Form von einem Pufferspeicher oder ähnlichem. Und das macht quasi die Investition schon mal teurer. Und was noch hinzukommt, nicht jeder Stromanbieter bietet diesen Wärmepumpen-Stromtarif an und aktuell sind die auch nicht viel günstiger. Und dann ist es auch immer eine Frage von der Wirtschaftlichkeit, ob die Betreiber das wirklich nutzen möchten.

00:08:00: Grund-Ludwig: Du hast gesagt, 4 von 10 Wärmepumpen-Besitzern nutzen diese Netzwilligkeit. Das war korrekt?

00:08:07: Grieshaber: Genau. Ja.

00:08:08: Grund-Ludwig: Wie sind denn da die Prognosen für die Zukunft, wird diese Zahl zunehmen?

00:08:12: Grieshaber: Also ich habe Hoffnung, dass die Zahl zunehmen wird, gerade jetzt in Bezug auf den Smart Meter Rollout, der bekannt gegeben und jetzt endlich angestrebt wird. Da haben dann tatsächlich auch die Netzbetreiber die Möglichkeit, über einen variablen Strompreis die Kunden entsprechend anzuspornen. Dass man sich an diesen variablen Strompreis richtet und zum Beispiel in den Mittagsstunden, wenn die Sonne stark scheint oder auch der Wind stark weht, dass man dann einfach die Möglichkeit hat, da die Wärmepumpe verstärkt laufen zu lassen. Und das wäre quasi möglich über diese Smart Grid Ready Schnittstelle darauf zuzugreifen und die Anlage entsprechend zu regeln. Das heißt, die Wärmepumpen, die sind dafür vorbereitet. Jetzt muss nur noch die Netzseite nachziehen.

00:08:50: Grund-Ludwig: Das heißt, perspektivisch wird man von diesen festen Zeitblöcken wegkommen und wird die Wärmepumpen wirklich dann einschalten, wenn genug Strom ist und ausschalten, wenn Strommangel herrscht?

00:08:59: Grieshaber: Ganz genau, so ist es angedacht.

00:09:01: Grund-Ludwig: Ein Thema, was zumindest in der Vergangenheit auch eine große Rolle gespielt hat, war, dass sehr viele Handwerksbetriebe sehr wenige Wärmepumpen eingebaut haben und man dann ein Problem hatte auch mit der Qualitätssicherung. Welche Ansätze zur flächendeckenden Qualitätssicherung nach dem Einbau, also Monitoring im Betrieb, gibt es denn mittlerweile?

00:09:21: Grieshaber: Ja, man muss sagen, Monitoring im Betrieb ist ja auch eine Dienstleistung. Also da gibt es Unternehmen, die sich speziell darauf spezialisiert haben. Häufig wird es auch von den Handwerkern selbst als separate Position mit angeboten, was ich persönlich sehr stark befürworte, weil dadurch hat quasi auch der Handwerker die Möglichkeit, seine eigene Qualität zu überprüfen. Dann sieht der okay, wie die Anlage jetzt läuft und hat da einfach auch direkten Zugang und kann eventuell auch noch mal drauf zugreifen. Von dem her wäre das für mich so der der beste Ansatz, aber aktuell hier sieht man es ja auch, die Handwerker haben einfach alle Hände voll zu tun. Die sind so beschäftigt mit dem Einbau von neuen Geräten und dementsprechend fällt glaube ich aktuell diese Qualitätssicherung und das Monitoring gerne hinten runter.

00:10:06: Grund-Ludwig: Sie sind ja für diesen Bereich zuständig. Was ist denn Ihr Eindruck von der Qualität des Einbaues? Hat sich da wirklich was getan oder gibt es da immer noch große Anforderungen in der Erhöhung der Qualität?

00:10:17: Grieshaber: Also ich muss sagen, ich habe einen sehr, sehr guten Eindruck bekommen. Man sieht es an den Zahlen, die Schulungen, die werden zu großen Zahlen angeboten und sind dennoch alle ausgebucht. Also die Handwerker, die haben jetzt tatsächlich Interesse und wollen sich in die Richtung auch weiterbilden. Und das war immer die große Angst, dass quasi die Wärmepumpe einfach eingebaut wird, das Gerät eingeschaltet wird und dementsprechend ja, keiner überwacht, wie das Gerät läuft und sich auch wenig Gedanken gemacht wurde bei der Auslegung. Und dadurch, dass dieses Schulungsangebot so gut ankommt, weiß ich, dass die die Handwerker entsprechend geschult sind und die Anlagen auch gut auslegen können. Und das ist eben das A und O, dass quasi die Planung im Vorweg, dass das passt, um den effizienten Betrieb dann auch gewährleisten zu können.

00:10:58: Grund-Ludwig: Das ist ja bislang nicht Bestandteil der Förderung. Würden Sie vorschlagen, dass man das da als Baustein mit rein nimmt?

00:11:03: Grieshaber: Also es war ja schon mal Bestandteil der Förderung, ein Stück weit, dass man sich mit der Jahresarbeitszeit beschäftigen musste. Das rechnet man quasi vorweg aus, es wird dann quasi auf das Betriebsverhalten hochgerechnet. Wie die Effizienz der Wärmepumpe sein wird. Und es soll ja auch in den nächsten Jahren wieder kommen, dass man das ein Stück weit beachten muss. Jetzt ist Monitoring im Betrieb ist kein Bestandteil der Förderung. Ich denke einfach, weil es das Feld der Handwerker aktuell nicht abdecken könnte. Ich weiß nicht, ich persönlich sehe da auch vielleicht ein bisschen die Kaminfeger als Ass im Ärmel, weil mit jeder ausgebauten Verbrennungsheizung sinkt auch quasi ein Auftrag der Kaminfeger. Ja, den Kaminfegern wird aktuell sehr sehr viel zugeschoben. Allerdings sieht man ja auch, die bilden sich fleißig fort zum Energieeffizienzexperten. Und ich denke, beim Auto kennt es jeder, da gibt es diese regelmäßige Hauptuntersuchung und vielleicht wird sowas in Zukunft ja auch für Heizungen im Gebäude geben, wo dann einfach ein Art Qualitäts- und Effizienz-Check unterzogen wird.

00:11:59: Grund-Ludwig: Aber Schornsteinfeger können Wärmepumpe doch noch weniger als ein Sanitär- und Heizungsinstallateur?

00:12:04: Grieshaber: Das sagen Sie. Ich denke, wenn man sie entsprechend schult, das ist ja letztendlich ein Wärmeerzeuger, das heißt die Peripherie dahinter, die die arbeitet gleich. Man braucht die Pumpen und Ventile, die sauber arbeiten. Und der Wärmeerzeuger hat halt so seine Eigenarten. Aber das kann man in der Schulung ganz gut abdecken und entsprechend darauf hinweisen. Und ich denke dann, bei der Effizienzbetrachtung muss man halt mit den Zahlen ausgeben können. Also jede Wärmepumpe hat eine Schnittstelle, wo sie die Zahlen ausgeben kann und dann kann man mithilfe von Diagrammen das ganz gut auswerten. Ich denke, das ist das einfachste Mittel, um das zu bewerten, ist einmal der Stromzähler und der Wärmemengen-Zähler, weil wenn man sich die beiden Komponenten anschaut, kann man auf die Jahresarbeitszeit schließen und daraus auch schon mal die Effizienz ableiten. Wenn man jetzt genauer reinschauen möchte und schauen möchte, okay, woher kommt es, dass die Anlage vielleicht nicht so gut läuft, dann kann man unterstützend diese Diagramme noch mit rausziehen.

00:12:57: Grund-Ludwig: Also keine Raketenwissenschaft?

00:12:59: Grieshaber: Absolut keine Raketenwissenschaft.

00:13:01: Grund-Ludwig: Das ist ja beruhigend. Wie hoch denken Sie denn, sind die Effizienzpotenziale, die man heben könnte, durch ein flächendeckendes Monitoring bei Wärmepumpen?

00:13:08: Grieshaber: Also grundsätzlich spricht man, wenn man jetzt die Vorlauftemperatur, das ist die Temperatur, mit der das Heizungswasser in den Heizkörper oder in die Fußbodenheizung rein fließt, da spricht man davon, wenn man diese Temperatur um ein Grad senken würde, spricht man immer von einer Effizienzsteigerung von 3 Prozent. Das heißt, wenn man da die Möglichkeit sieht, dass man die Temperaturen aufgrund des Benutzerverhaltens um fünf Grad senken könnte, dann sind wir schon bei einer Effizienzsteigerung von 15 Prozent. Deswegen, denke ich, ist es durch ein flächendeckendes Monitoring nicht so weit aus dem Fenster gelehnt, wenn ich sage, da sind 20 Prozent möglich an Einsparungspotenzial.

00:13:43: Grund-Ludwig: Das wäre ja für die Wärmewende schon ein ganz ordentlicher Schritt.

00:13:46: Grieshaber: Absolut, ja. Ich denke, da muss man auch Schritt für Schritt gehen. Jetzt ist erst mal der Fokus, die Umstellung der Geräte und dann darf man die aber nicht so wie die letzten Jahre einfach im Keller vergessen, sondern man darf da auch weiterhin draufschauen, eben durch so ein Monitoring und eine Qualitätssicherung.

00:14:02: Grund-Ludwig: Wärmepumpen sollen ja jetzt künftig in der Sanierung nur noch gefördert werden, wenn die Gebäude dafür geeignet sind. Wie lässt sich das denn in der Energieberatung sicher bewerten?

00:14:14: Grieshaber: Ich glaube, dass, wie Sie jetzt gerade gesagt haben, wenn das Gebäude dafür geeignet ist, ist ein bisschen irreführend. Also es wird wieder dazu kommen, dass man vorweg die Jahresarbeitszeit berechnen muss. Da sind wir aktuell oder aktuell ab nächstem Jahr bei 2,7. Die Jahresarbeitszeit muss erreicht werden. Ab 1. Januar 2024 soll sie dann 3,0 betragen. Und dies ist tatsächlich auch eine Art von Sicherheit, dass man, bevor man die Wärmepumpe wirklich einbaut, schaut man sich die Peripherie an, wie sind die Komponenten geeignet? Also habe ich sehr, sehr kleine Heizflächen, wo ich hohe Vorlauftemperaturen benötige. Oder habe ich eben die Chance, die eine oder andere Heizfläche zu vergrößern, um die Vorlauftemperaturen ein Stück weit runter zu bekommen? Und dann kommen wir eben wieder zu dieser angesprochenen Effizienzsteigerung. Je nachdem, wie weit runter ich die Vorlauftemperatur senken kann, steigere ich eben die Effizienz und senkt in dem Fall natürlich auch den Stromverbrauch, den der Endkunde zu bezahlen hat.

00:15:07: Grund-Ludwig: Das heißt, das Vorgehen wäre, dass man sich die Heizung anschaut. Eigentlich müsste man das komplette Gebäude erst mal in Augenschein nehmen und sagen okay, wir machen möglicherweise jetzt auch keine Wärmepumpe rein, sondern dämmen zuerst die Hülle, machen das Dach und der dritte Schritt ist die Heizung?

00:15:22: Grieshaber: Genau, das finde ich tatsächlich den richtigen Weg, sich erstmal das Gebäude anzuschauen. Also da ist mein einfacher Grundsatz Ohne was brauche ich weiß ich nicht, was ich reinstecken muss. Also ich muss wissen was für eine Heizlast hat das Gebäude und natürlich auch raumweise, um entsprechend dann den hydraulischen Abgleich sauber durchführen zu können. Und wenn man dann das Gebäude eh schon bewertet hat, dann ist es kein Hexenwerk mehr, die Jahresarbeitszeit auszurechnen.

00:15:45: Grund-Ludwig: Wir haben jetzt in Mehrfamilienhäusern älterer Bauart in den Städten häufig Gas-Etagen-Heizungen. Können denn da mittlerweile auch Wärmepumpen zum Einsatz kommen? Wie geht man dann mit dem Thema Lärm um, das Sie ja vorhin auch schon angesprochen haben als Thema, da im Moment noch gearbeitet wird?

00:16:01: Grieshaber: Tatsächlich geht da auch sehr, sehr viel Forschung rein. Also da habe ich jetzt auch erst von einem aktuellen Projekt in Österreich mitbekommen. Sicherlich wird in Deutschland auch daran geforscht, aber man muss da auch mal schauen. Also diese Art von Gebäuden, also die Mehrfamilienhäuser mit Gas-Etagenheizungen, das betrifft in Deutschland 600.000 Mehrfamilienhäuser, das sind nur in Anführungszeichen 3 Prozent. Tatsächlich stellt das eine sehr, sehr schwierige Art der Sanierung dar, weil man sich das so vorstellen muss, aus dem Keller geht da quasi eine Gasheizung in jede einzelne Wohnung und dazu noch eine Kaltwasserleitung. Und von zentralen Heizungen, wie man das eigentlich gewohnt ist, gehen Heizungsleitungen nach oben. Es geht eine Warm- und eine Kaltwasserleitung nach oben. Und das fehlt eben bei dieser Bauart der Gas-Etagen-Heizung. Und dieses Thema gilt es quasi zu behandeln. Das heißt, es ist immer ein größerer Eingriff, wenn man das ganze zentralisieren möchte, dass man sagt okay, ich habe eine dezentrale Wärmepumpe im Keller stehen und die soll jetzt alle Wohnungen versorgen, dann muss ich eben wieder an die Versorgungsschächte ran, neue Leitungen einziehen und das ist quasi dann der Punkt, warum sich die Sanierungsmaßnahme entsprechend erhöht. Und was ich gerade angesprochen habe die Forschung, die passiert, das sind quasi, man geht davon aus, dass die einzelnen Wohnungen eine sehr, sehr kleine Heizlast hat, weil die ja von der Räumlichkeit meistens um die 50 bis zu mehr als 100 Quadratmeter sind. Und dadurch, dass man so eine kleine Leistungsklasse benötigt, kann man auch kleine Geräte bauen. Und kleine Leistungsklasse heißt bei der Luft-Wärmepumpe auch weniger Luft-Durchsatz. Dementsprechend können die auch leiser laufen. Und da wird gerade schon geschaut, ob man es schafft so kleine Wärmepumpen zu bauen, die dann in der Wohnung drinstehen und dass man quasi nur noch eine Lüftungsöffnung in der Außenwand sieht. Also man muss sich das dann nicht vorstellen, wie in anderen Teilen der Welt, wo alle 5 Meter an der Fassade so eine Kiste hängt. Ich denke, das wird in Deutschland nicht passieren.

00:17:52: Grund-Ludwig: Das heißt an kleineren Wärmepumpen ist im Moment auch dran. Das könnte ja auch eine Lösung sein für Mehrfamilienhäuser, die anders zentral beheizt werden, wo aber einzelne Eigentümer sagen, okay, sie hätten gerne eine Wärmepumpe drin?

00:18:04: Grieshaber: Genau. Man muss sich dann natürlich auch die Wohnungen anschauen, weil die braucht halt einen gewissen Aufstellbereich. Die gibt es, ich sage mal die kleinen Maschinen, da ist das Endgerät in kompakter Bauweise, schaut auch ähnlich aus wie ein Kühlschrank. Und wenn man sagt, okay, man findet in der Wohnung einen Platz in der Nähe der Außenwand, wo man so was realisieren könnte, dann ist das in Zukunft sicherlich möglich.

00:18:24: Grund-Ludwig: Ich würde gerne noch mal auf die Einstiegsfrage zurückkommen, auf die Innovationen. Da hast du ja auch angesprochen, dass es um Kältemittel geht. Ist denn da die Reduktion oder der Umstieg auf alternative Kältemittel im Moment im Fokus?

00:18:38: Grieshaber: Tatsächlich beides, also die Reduktion der Kältemittel, ist in gewisser Menge einfach notwendig. Es gibt die Vorschrift, dass man 150 Gramm Propan, das ist ja quasi das natürliche Kältemittel, mit dem die Wärmepumpe betrieben werden kann. Mit 150 Gramm Propan bestünde die Möglichkeit, die Wärmepumpe auch im Gebäude aufstellen zu können. Aktuell ist aber eben so auch speziell bei etwas größeren Leistungsklassen überschreitet man diese 150 Gramm immer, weswegen die Geräte auch immer draußen platziert werden müssen. Und das ist quasi so dieser Zwiespalt, wo man drinsteckt. Es gibt quasi die älteren Kältemittel, die eben auch Erdgase enthalten, die dann entsprechend auch umweltschädlicher sind, die mit, die darf man quasi im Gebäude platzieren. Und das natürliche Kältemittel Propan darf eben natürlich, also berechtigterweise aus Sicherheitsgründen nicht ins Gebäude rein. Und da ist jetzt quasi gerade einiges an Forschung unternommen, entweder die Geräte entsprechend aufzurüsten, damit die die Sicherheitsanforderungen erfüllen. Das Propan auch in größeren Mengen ins Gebäude reinzubringen oder eben die Kältemittelmenge so weit zu reduzieren, dass es quasi bedenkenlos im Gebäude ausgeführt werden kann.

00:19:44: Grund-Ludwig: Ist denn Propan als alternatives Kältemittel alternativlos? Es gibt ja immer wieder Fragen von wegen Propan brennbar, ist es wirklich ein guter Weg?

00:19:53: Grieshaber: Es ist ein super Kältemittel, aber die Forschung läuft weiter. Ich denke Kältemittel ist ein so groß diskutiertes Thema, dass da in alle Richtungen geschaut wird. Propan ist einfach von den Stoffeigenschaften sehr sehr gut. Also das war auch ein Weg, warum man jetzt so einfach auf die hohen Temperaturen kommt. Das hat eben dieses Kältemittel auch ermöglicht. Aber natürlich ist es immer so, dieses Spannungsdreieck einmal aus Effizienz, aus Umweltverträglichkeit und dann natürlich auch noch die Sicherheit des Kältemittels. Und da versucht man sich eben möglichst in der Mitte anzuordnen. Und genau dieses Kältemittel hat man noch nicht gefunden bzw. ist auch für verschiedene Anwendungsfälle anders zu wählen. Also je nach Temperaturbereich, was man da benötigt.

00:20:32: Grund-Ludwig: Okay, prima. Das waren meine Fragen für heute zum Thema Wärmepumpe. Danke dir. War sehr spannend.

00:20:39: Grieshaber: Vielen Dank. Hat mich auch sehr gefreut.

00:20:40: Grund-Ludwig: Sie hörten die 15. Episode des Podcasts Gebäudewende. Mein Mein Gast war Joel Grieshaber. Mein Name ist Pia Grund-Ludwig. Es hat Ihnen gefallen? Das freut mich, dann abonnieren Sie doch den Podcast Gebäudewende auf eine der gängigen Podcast-Plattformen. Bis bald.

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